Zeitzeugen Tschernobyl
Sechs Tage nach dem 33. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl besuchten uns wieder Zeitzeugen und erzählten uns von ihren Erlebnissen. Dieses Jahr unterschieden sich die Erzählungen von denen der vergangenen Jahre, aber denn die Delegation der Zeitzeugen bestand aus Jungen Frauen Mitte 30. Zum Zeitpunkt der Katastrophe waren sie zwischen einem und drei Jahren alt und sind mit den Auswirkungen groß geworden. Die Schülerinnen und Schüler waren dieses Jahr besonderes emotional von den Erzählungen gerührt. Einen Auszug einiger Stellen welche den MINT- Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 besonderes in Erinnerung geblieben sind, möchten wir Ihnen vorstellen.
„Das Unglück wurde den Menschen erst ein paar Tage später mitgeteilt. Viele Menschen wurden mit Bussen aus Prypjat evakuiert. Eine Frau erzählte uns, dass sie damals erst ein Jahr alt war, als es passierte. Sie wurde zuerst zu ihrer Oma geschickt und lebte dort bis sie sechs Jahre alt war. Dann ging sie wieder zu ihren Eltern nach Hause. Ihr Vater lief mit einem Geiger-Müller-Zähler ihren Schulweg ab und bestimmte so ihren Schulweg mit der geringsten radioaktiven Strahlung. Sie durfte während ihrer gesamten Schulzeit nur diesen einen Weg zur und von der Schule benutzen. Vor Betreten des Hauses musste sie alle ihre Sachen ausziehen und sich waschen. Beim Lüften wurden nasse Decken und Handtücher vor die Fenster gehängt um die Luft zu reinigen.“
„Eine Frau zeigte uns ein Foto von sich auf dem sie drei Jahre alt war und erzählte uns, wie sie noch in der Stadt am Tag der Arbeit (1. Mai, fünf Tage nach der Katastrophe) auf einem Spielplatz spielte und mit anderen Einwohnern den Feiertag feierte. Keiner wusste von der Katastrophe, da die Verantwortlichen niemanden informiert hatten. Einige Zeit später bekam ihre Mutter die Nachricht, dass alle Bewohner evakuiert werden sollten. Ihre Eltern brachten sie zu ihren Großeltern, die 200 km entfernt wohnten. Dort durfte sie das Haus nicht verlassen und lebte von ihrer Mutter getrennt, nur manchmal am Wochenende bekam sie Besuch von ihrer Mutter. Sie verstand damals nicht wieso sie ihre Mutter nur so selten sehen konnte. Als sie Älter war zog sie mit ihrer Familie nach Minsk. Später erfuhr sie von Bekannten und Freunden, dass viele Jungend- und Schulfreunde bereits gesundheitliche Schäden durch die Katastrophe hatten oder aber leider verstorben sind.“
„Es verging kein Tag in der Grundschule an dem nicht ein Krankenwagen kam und Kinder zur Behandlung in ein Krankenhaus bringen musste.“
“ Eine der drei Frauen lebte nur ca. 40 km entfernt vom Unglücksort. Die Ärzte sagten ihr das sie keine Kinder bekommen könnte, doch dank einer Therapie amerikanischer Ärzte hat sie doch zwei gesunde Kinder bekommen.“
„Die zweite Frau wohnte ca. 200 km von Tschernobyl entfernt. Ihre Nieren funktionieren nicht richtig und ihr Herz ist medizinisch betrachtet das einer 80 jährigen Frau und in seiner Funktion stark beeinträchtigt.“
„Die dritte Frau wohnte ca. 400 km entfernt hatte aber die schlimmsten negativen Veränderungen am Körper. Schon im Grundschulalter entzündete sich ein Auge und begann abzusterben. Sie verlor von Jahr zu Jahr an beiden Augen an Sehkraft bis das kranke Auge zum Schutz des gesunden Auges durch ein Implantat ersetzt werden musste. Abgesehen davon ist auch ihr Hörsinn seit Jahren geschädigt sodass sie auf ein Hörgerät angewiesen ist.“
„Diese Berichte und Erzählungen haben uns emotional berührt und zum Nachdenken gebracht, wie wir uns gefühlt hätten wenn wir in ihrer Lage gewesen wären und mit ansehen müssten, wie es Bekannten und Freunden immer schlechter geht oder dass sie sterben.“
Die Damen wünschten uns am Ende viel Gesundheit und sagten den Schülerinnen und Schülern, dass sie sich in Zukunft bei der Wahl der von uns verwendeten Energiequellen richtig entscheiden sollten. Es gäbe kein größeres Gut für uns, als die Gesundheit.