Vorsicht wenn es zischt und brodelt!
Chemiekurs der Fritz- Steinhoff Gesamtschule testet Rohrreiniger und möchte interessierte Leser kurz vor dem Schuljahresende an den Ergebnissen teilhaben lassen. Mit dem Projekt nahm der Kurs vor einiger Zeit auch an einem Wettbewerb teil.
Helfe
Buntes Feuerwerk am Himmel, einen Kristall wachsen lassen oder bunte Farbe im Reagenzglas zaubern- Chemie fasziniert. Trotzdem erinnern sich die meisten Menschen nur ungerne an ihren Chemieunterricht. Vielleicht lag es an der fehlenden Praxis oder an einer langweiligen Vermittlung von Formeln und totem Fachwissen?! Fakt ist auf jeden Fall, dass es gerade den Naturwissenschaften an wissenschaftlichem Nachwuchs fehlt. Dies gilt für die Wirtschaft und das Lehramt gleichermaßen.
Genau diesem Trend versucht die Fachschaft Chemie der Fritz – Steinhoff Gesamtschule Hagen entgegen zu wirken. Seit Jahren besteht eine Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in Dortmund. Im Focus dieser Zusammenarbeit stand der Wunsch der Schulen den naturwissenschaftlichen alltagsorientierter zu gestalten und der Wunsch der Universität das Interesse an einem naturwissenschaftlichen Studium zu wecken. Um diese Ziele zu realisieren wird der Chemieunterricht an der FSG im Kontext unterrichtet. Das bedeutet, dass Alltagsphänomene in Bezügen zum Alltag junger Menschen problematisiert und durch spannende Experimente analysiert werden. Gleiches gilt auch für das neue Fach MINT.
Im Rahmen dieser Unterrichtsmethode steht auch die Unterrichtsreihe „Echt ätzend- die Wirkung von Putzmitteln und Rohrreinigern“. Das Sicherheitsetikett eines Rohrreinigers ist sehr lang. Da stellte sich der Chemie Erweiterungskurs der Klasse 10.2 und ihr Lehrer Herr Dehmlow die Frage, ob die Wirkung dieser Mittel das Risiko für Benutzer und Umwelt rechtfertigen. Hierbei war die Antwort keineswegs vorgegeben. Umso pannender war der Weg der Meinungsbildung.
Zunächst wurde ausführlich über das Thema Sicherheit gesprochen. Diese Notwendigkeit leuchtete den Schülerinnen und Schülern sofort ein, nachdem sie das Sicherheitsetikett gelesen hatten. Schutzbrille, Handschuhe, Gesichtsschutz …- „Das hat doch fast Niemand zu Hause.“ wendeten die ersten Schüler ein. Aber wir werden sehen, ob das übertrieben oder notwendig ist.
Im ersten Experiment wurde eine Rohrverstopfung in einem Reagenzglas simuliert. Dabei wurde dem Rohrreiniger einiges abverlangt. Es wurden Haare, Speisereste, Öl, Wollfäden und ein Gummiband eingefüllt. Nach der vorsichtigen Zugabe von Rohrreiniger und Wasser fing es im Reagenzglas sofort an zu zischen und zu brodeln. Es entstand eine stechend riechende Flüssigkeit. Neben der Temperatur wurde später auch der pH- Wert gemessen. Als Ergebnis konnte zunächst festgestellt werden, dass der Rohrreiniger gewirkt hat. Die groben Verschmutzungen wurden durch die ätzende Wirkung der Natronlauge beseitigt. Der gemessene pH- Wert lang auf der höchsten Stufe einer Lauge, also bei 14. Das macht Rohrreiniger zu einer Gefahr für Augen und die Haut. Deshalb sollte man die Sicherheitsratschläge auf dem Etikett unbedingt befolgen. Die Temperatur stieg so stark an, dass Plastikteile von Rohren und Armaturen bei Überdosierung Schaden nehmen könnten. Haare und Speisereste, wie z.B. Käse konnte der Rohrreiniger nicht auflösen. Ganz im Gegenteil. Der Käse verklebte das Reagenzglas zusätzlich. Die Schüler stellten sich die Frage, was man machen soll, wenn das bei einer realen Anwendung passiert. Dann hätte man ein volles Waschbecken mit einer ätzenden Lauge, aber der Abfluss ist immer noch nicht frei. Die meisten Leute würden dann wahrscheinlich noch mehr Rohrreiniger verwenden. Das kann schnell zu einer Überdosierung führen. Der Sprudeleffekt war anfänglich sehr stark. Das birgt bei der Anwendung zu Hause die Gefahr, dass es spritzt oder die gefährliche Lauge überschäumt.
Nach weiteren Untersuchungen ist das Fazit des Kurses: „Lieber auf mechanische Reinigungsmethoden wie Saugglocken und Spiralen zurückgreifen oder das Rohr einfach aufzuschrauben und die Verstopfung per Hand beseitigen. Außerdem kann man Rohrverstopfungen vorbeugen, in dem man Siebe verwendet und keine Lebensmittel in den Ausguss gibt. Dann entsteht keine Gefahr für die Gesundheit, Umwelt oder die Rohre.“